Der Online-Handel boomt, gerade in der Corona-Krise haben sich Onlineshops wie Amazon eine goldene Nase verdient. Auch im Westerwald will man jetzt ein Stück vom Kuchen abhaben.
Mehr als zwei Jahre haben die Vorbereitungen gedauert, am 1. Juli soll der "Wäller Markt" dann endlich online gehen. Die Einkaufsplattform steht unter dem Motto "radikal regional". Die Idee dazu hatten drei Westerwälder: Andreas Giehl, Volker Wüst und Wendelin Abresch.
Unterstützt wurden sie dabei etwa von der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz. Außerdem haben die drei Gründer mehr als hundert Gespräche mit IHK, Banken oder lokalen Einzelhandelsverbänden geführt. Im vergangenen September haben sie dann schließlich die Genossenschaft gegründet. Denn "Wäller Markt" ist genossenschaftlich organsiert. Wer mitmachen möchte, kann sich schon mit einer Einlage von hundert Euro beteiligen. Mehr als 130 Mitglieder sind schon jetzt dabei.
Regionaler Handel soll unterstützt werden
"Der statistisch ermittelte Umsatzverlust etwa durch große Onlinehändler wie Amazon liegt im Westerwald aktuell bei 450 Millionen Euro im Jahr. Davon ausgehend rechnen wir in den kommenden fünf Jahren mit einem Umsatzverlust von insgesamt drei Milliarden Euro", erklärt Wendelin Abresch. Denn es zeige sich gerade, dass auch immer mehr ältere Menschen im Internet bestellen.
Der "Wäller Markt" soll daher gezielt die regionale Wertschöpfung stärken. Viele Einzelhändler im Westerwald hätten noch keinen eigenen Onlineshop. Oft auch deshalb, weil ihnen das Know-how dafür fehle. Beim "Wäller Markt" bekommen sie Unterstützung. Etwa wie man gute Fotos von seinen Produkten macht und diese online stellt.
Im Westerwald schlummert großes Potenzial
"Wir haben im Westerwald etwa 2.200 Einzelhändler und dazu noch etwa 300 Erzeuger, wie Landwirte oder Brennereien", sagt Wendelin Abresch. Das Potenzial und das Angebot an Waren sei also groß. Die Plattform soll den geographischen Westerwald umfassen, also die Landkreise Neuwied, Altenkirchen und den Westerwaldkreis. Dort leben mehr als 500.000 Einwohner und damit auch viele potenzielle Kunden.
Innerhalb dieses Gebiets soll es auch einen eigenen Lieferservice geben, der den Kunden die Waren noch am selben Tag liefert. Drei Euro Versandkosten sind für den Kunden und den Händler jeweils angedacht. Bei Hachenburg soll dafür ein eigenes Umschlagszentrum entstehen. Und auch ein eigener kleiner Fuhrpark mit Elektrofahrzeugen ist geplant. So könne auch vermieden werden, dass Müll durch Versandkartons entstehe. Denn die Lieferungen sollen in Mehrwegverpackungen zugestellt werden.
Finanzierung steht noch aus
Einen Businessplan haben die drei Gründer bereits erstellt. Und auch eine umfassende Markt- und Potenzialanalyse wurde mithilfe der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz bereits erstellt. Die Finanzierung ist allerdings noch nicht vollständig abgeschlossen. 1,25 Millionen Euro sind notwendig, dann kann der "Wäller Markt" im Sommer online gehen.